Memoflips im Unterricht

Erfahrungen mit Memoflips im Unterricht

Meine Schüler können ihre Memoflips gestalten, wie sie wollen, dürfen aber dabei nicht vergessen, dass es sich hier um einen Fachunterricht handelt und kein Kunstunterricht. Wenn man dies ihnen nicht immer mal wieder ins Gedächtnis ruft, verlieren sie sich schnell ins Malen und Gestalten. Das Wichtigste ist, erst einmal die Aufgabenstellung klarzumachen.

Beispiel aus meinem Unterricht mit Memoflips

“Fertige ein Memoflip zu einem afrikanischen Land an. In deiner Arbeit soll das Wesentliche des Landes herausgestellt werden, typische Merkmale gefunden und strukturiert zu Papier gebracht werden. In deinem Memoflip müssen drei Elemente enthalten sein: Eine ABC- Liste, ein Mindmap und ein KAWA nach Birkenbihl. Gestalte dein Deckblatt so, dass es bereits Typisches des Landes zeigt, das neugierig macht und dass andere dein Memoflip gerne lesen möchten. Den Rest kannst du gestalten, wie du möchtest.”

Da steckt auch schon ein wenig Marketing drin- die Gestaltung des Deckblattes sollte aber erst im fünften Schritt erfolgen, auch wenn die Schüler am liebsten gleich dort loslegen möchten.

Schritt 1 Planungsphase- Zeitplan und Struktur des Memoflips

Fragen klären: Welche Themen möchte ich bearbeiten? Wie formuliere ich das Thema so, dass es anspricht und neugierig macht? Was würde mich interessieren? Wo finde ich etwas darüber?
Wenn das geklärt ist, muss ein Zeitplan für die einzelnen Phasen festgelegt werden.
Dieser Zeitplan sollte schriftlich erfolgen und jede Teilaufgabe beinhalten. Tipp: Für jede Teilaufgabe 20% Pufferzeit einplanen. Es kommt immer mal etwas dazwischen. Alles orientiert sich am Abgabetermin.

Schritt 2 Vorbereitungsphase – Anlegen der ABC- Liste und Überschriften

Die ABC- Liste zieht sich in der Arbeit wie ein roter Faden durch die ganze Bearbeitungszeit. Hier werden Fachbegriffe, die zu dem Land gehören alphabetisch eingeschrieben. Es sollten möglichst viele sein und ich muss sie erklären können. Während der Recherchephase werden nach und nach Begriffe auftauchen, die dann gleich mit Bleistift eingetragen werden können. Daher ist es wichtig, diese Liste als erstes anzulegen.

Schritt 3 Recherchephase

Diese Phase nimmt eine Menge Zeit in Anspruch, sollte aber zeitlich begrenzt werden, denn ansonsten verlieren sich die Schüler im Internet, in Broschüren, im Atlas usw. . Viele meiner Schüler gestalten ihre Notizen bereits in Mindmapform. Daher sparen sie sich lange Texte.
Thema für Thema wird nun aufgearbeitet. Manchmal kommt es vor, dass der Schüler über ein Thema nichts findet. Dann kann er auch einen Unterpunkt ändern, wenn er ihn erst mit Bleistift notiert hat.

Schritt 4 Dokumentationssphase

Jetzt entscheidet der Schüler, wie er sein erworbenes Wissen zu Papier bringt. Er sollte sorgfältig arbeiten, denn er hat nur ein Memoflip, kann also nicht beliebig viel Arbeiten neu beginnen.

Schritt 5 Gestaltungsphase

Darauf warten die Schüler bereits, wenn sie in diese Phase kommen. Nun werden Fineliner, Bleistifte und Bildvorlagen herausgeholt und belagern den Arbeitsplatz. Gegenseitige Hilfe ist natürlich gestattet.
Gestaltet werden müssen alle Seiten.
Die Überschriften, die in diesem Fall ja Unterschriften sind, die ABC- Liste und das Cover, also das Deckblatt. Das alles kostet eine Menge Zeit, wenn man es ordentlich machen möchte. Das sollte man einplanen.

Schritt 6 Stolzphase

Wenn dann alles fertig ist, sind die Schüler wirklich stolz auf ihre Arbeit und das zurecht.

Schritt 7 Präsentationsphase

Die besten Arbeiten werden dann präsentiert, mehrere Kurzvorträge von wenigen Minuten frei gehalten. Manchmal gestalten wir auch einen Schönheitswettbewerb. Dann liegen die besten 25 Arbeiten aus und die Schüler können Punkte verteilen. Die Arbeit mit den meisten Punkten gewinnt.

Interessant ist dann aber auch die Auswertung, warum die Arbeit gewonnen hat:
Es gewinnt die Arbeit, die das auffälligste Titelblatt hat, die zündenden Überschriften hat und durchgehend sauber und interessant angelegt wurde.
Das ist Marketing in der Schule.

 

Falls du vorhast, deine eigenen Memoflips bauen zu lassen, dann empfehle ich dazu folgendes Papier:

Mittlerweile haben wir ein E-Book darüber geschrieben:

hier reinschnuppern:

Vorwort

Seit etwa 5 Jahren nutze ich die Lernmethode Memoflips im Unterricht.
Ich setzte die Heftchen bisher in den Klassenstufen 5,6,7,8,9 und 12 ein.  Zurückblickend kann ich sagen: mit sehr großem Erfolg. Die Schüler werden an selbständiges Lernen herangeführt, haben viel Spaß, sind eifrig bei der Sache und können ihrer Kreativität freien Lauf lassen.
Das Ergebnis kann sich meist mehr als sehen lassen und die Kinder haben etwas ganz Individuelles in der Hand, etwas, das sie selbst geschaffen haben und etwas, auf das sie sehr stolz sein können und es auch sind.

Was sind Memoflips?

Memoflips sind kleine Heftchen, die in einer besonderen Faltweise unterschiedlich große Seiten haben. Ein YouTube- Video des Schweizer Pädagogen-Ehepaars Karin und Stefan Holenstein inspirierte mich, Memoflips mit meinen Schülern zu gestalten. Stefan Holenstein gilt aus der „Erfinder“ der Memoflips.

Die Themen sind sofort von außen sichtbar, da die Überschriften am unteren Rand jeder Seite „herausschauen“, zudem verrät das originell gestaltete Deckblatt das Oberthema.

Wie ich zu den Memoflips fand

Was ich da im Video von der Familie Holenstein sah, inspirierte mich, selbst ein eigenes anzulegen. Ich wollte damit testen, wie lange ich brauchen würde, um ein ansehnliches kleines Heftchen fertigzustellen.
Natürlich gestaltete es nach meinen Vorstellungen. Sicherlich würde ich heute einige Dinge anders anlegen, aber ich war ja in der Entwicklungsphase. Als es fertig war, kam der Schuleinsatz in meinem Erdkundeunterricht. Schon beim ersten Jahrgang war ich über die Ergebnisse begeistert, obwohl ich noch keine Ahnung hatte.

Aus den ersten Versuchen entwickelte ich eine Vorgehensweise, die ich mittlerweile sehr vielen Kollegen auf Seminaren weitergeben konnte. Beschert diese multiple Lernmethode doch unglaubliche Lernergebnisse. Ich selbst erfreute ich mich bisher an etwa 1000 Schüler-Meisterwerke. Bei keiner anderen mir bekannten Lernmethode habe ich bisher so viele Kompetenzen trainieren können und gleichzeitig die Schüler etwas Haptisches schaffen lassen, das sie mit nach Hause nehmen können.

Die Cover der Memoflips sind für die Schüler sehr wichtig
Eine kleine Auswahl unserer Memoflips
Hier werden bereits fertige Memoflips ausgestellt und bewertet
Memoflip - Ausstellung
Hier sieht man einen Schüler , der an einem Memoflip arbeitet
Arbeit an einem Memoflip