Mindmapping- oder wie man Schüler mit dem Mindmap-Fieber infiziert
Ja, meine Tage, die ich in noch einer Schule verbringe, sind gezählt. Aber auf meiner letzten Station, in der Grundschule Sigmund Jähn in Fürstenwalde erlebe ich noch immer wunderbare Geschichten, wie zum Beispiel die gestrige:
Mein Kollege Lars bat mich, in den Unterricht seiner 3. Klasse zu kommen, um ihnen von “Mr. Mindmap” persönlich das Mindmappen erklären zu lassen. Ich hatte Zeit und kam gerne seinem Wunsch nach. Er hatte bereits eine eigene Übersicht an der Tafel, doch so richtig gefiel sie ihm nicht.
Unser Mindmap zum Schwein
Lasst uns mit einer ABC- Liste beginnen
Ich übernahm und um das bereits Erarbeitete zu retten, sortierten wir gemeinsam alle Begriffe in eine ABC- Liste (nach Vera F. Birkenbihl). Ich erstellte sie an der rechten Tafelseite. Schon das machte den Kindern großen Spaß. Als alles den Anfangsbuchstaben entsprechend sortiert war, ging plötzlich die Tür auf und eine weitere Klasse kam mit eigenem Stuhl in den Raum. Mein Kollege hatte unterdessen davon erfahren, dass eine fünfte Klasse einen Vertretungslehrer brauchte. Kurzentschlossen holte er sie hinzu. Auch diese Schüler sollten auch von meinen Erfahrungen profitieren. 45 Schüler erstellten also mit mir gemeinsam das Mindmap zum Thema “Das Hausschwein”. Eine knisternde Stimmung. Niemand war abgelenkt, alle beteiligten sich an den Ideen. Ich wollte aber erst einmal weitere Begriffe für die ABC- Liste.
Ein Text wurde noch einmal vorgelesen. Wir registrierten, dass Schweine zwar recht schlecht sehen können, dafür aber besonders gut hören und vor allem riechen. “Im Schlamm suhlen”, wurde in den Raum geworfen. Ich notierte. “Ein Schwein kann bis zu 15 Jahre alt werden”. Check. Gewicht: 400 kg. Check. “Borsten” fehlen noch, ein Schwein hat Borsten”. Check.
Als unsere ABC- Liste prall gefüllt war, brach ich mit dem Hinweis ab, dass wir während des Mindmap-Zeichnens durchaus unser Mindmap mit weiteren Begriffen ergänzen können.
Nun wurde das Mindmap angelegt. Kreis in die Mitte mit dem Titel “Schwein. Wir überlegten, welche Äste wir brauchen und entschieden uns für
- Familie
- Körperbau, äußere Form
- Ernährung
- Körperpflege und
- Sonstiges
“Wir müssen nun nur noch sortieren“, referierte ich, “aber achtet bitte darauf, dass wir nur wichtige Dinge in unser Mindmap schreiben werden”.
Nach und nach wurde das Mindmap größer und größer, aber immer konnten die Kinder folgen. Manche waren sogar ein wenig aufgeregt, denn solch ein Mindmap hatten sie noch nicht gesehen.
Als die Stunde vorbei war, stürmten alle zur Pause und erzählten ihren Mitschülern von der Stunde, manche kamen auch noch einmal in den Klassenraum zurück, um ihnen unser gemeinsames Mindmap zu zeigen.
Jule
Zuletzt stand ein schüchternes kleines Mädchen im Klassenraum.
“Oh”, fragte sie, “was ist das?” und zeigte auf die Tafel. Es stellte sich heraus, dass sie gerade als “Lernschwache” vom Förderunterricht gekommen war.
“Ein Mindmap”, antwortete ich, “soll ich es dir erklären?”
“Ja, bitte”, mit offenen Mund betrachtete Jule das Geschriebene.
Ich half ihr zügig durch die so sonderbar aufgeschriebenen Informationen. Wie ein Schwamm schien sie alles aufzusaugen.
Nach wenigen Minuten war alles besprochen und ich fragte, ob sie sich etwas gemerkt habe. “Ich glaube schon”, war die Antwort. Sie drehte sich von der Tafel weg und hielt mir einen Vortrag über das Hausschwein. Fließend und ohne noch einmal auf die Tafel zu schauen.
Als sie geendet hatte, schaute sie zufrieden und stolz auf das Tafelbild, stellte glückselig fest, dass sie nichts vergessen hatte und fragte mich, warum es so leicht war, sich all das zu merken.
Festigung
In der darauffolgenden Stunde übertrugen alle Kinder , natürlich auch Jule das Mindmap begeistert in ihr Heft. Dann wurden die Buntstifte gezückt, denn nun durften sie es illustrieren und bunt gestalten.
Das hat auch dem Lehrer Jens Spaß gemacht. Solche Episoden werden mir fehlen. Definitiv.
Euer Jens