Learn2learn-Online-Kongress geht in Phase 2

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Nach dem Learn2learn-Kongress ist vor dem Learn2learn-Kongress?

Morgen ist der letzte Tag des 4. Learn2learn-Kongresses. Er endet mit einem Live- Meeting zusammen mit den Referenten. Wie am vergangenen Montag können dann Teilnehmer des Kongresses direkt mit den Lernexperten ins Gespräch kommen. Das kam letzte Woche sehr gut an und wurde auch gerne genutzt. Ein nicht zu unterschätzender Nebeneffekt: Oft sahen sich da erstmals auch die Referenten selbst und konnten sich unterhalten. Bisher war es ja so, dass ich die Vortragenden im Einzelgespräch, in Interviews per Videokonferenz aufgenommen hatte. So aber schickte ich sie in separate Konferenzräume und der Erfahrungsaustausch begann.

4. Learn2learn Onlinekongress

Learn2learn-Kongress- ein erstes (nachdenkliches) Fazit

“War der Kongress ein Erfolg?”, wurde ich gefragt. Meine Antwort fällt da diesmal leider nicht ausschließlich positiv aus:

Beginnen wir mit dem Positiven

Das hatte ich schon im Vorfeld berichtet: es ist mir in den letzten 6 Monaten wieder gelungen grandiose Beiträge von den Referenten zu bekommen. Für die Teilnehmer war der Kongress in jedem Fall erfolgreich. Noch nie hatten wir so viele begeisterte Rückmeldungen, so viele Kommentare, Anregungen, Anfragen. Auch der schon erwähnte direkte Austausch mit den Referenten kam sehr gut an und war ein Highlight. Neue Learn2learn-Trainer nahmen die Ausbildung auf, Kinder wurden mit dem Schul-Lernsystem NAS ausgestattet, vorgeschlagene Spiele ausgesucht. Es wurde gefachsimpelt und es war, als wenn eine große Familie an einem Projekt beteiligt ist und an etwas Neuem baut, Dinge verändern möchte und auch zu verändern beginnt. Was wir auch noch nie hatten, war die Anregung zu neuen Produkten und deren schnellste Umsetzung:

Ein Beispiel: In einem Bericht stellte ich meinen cleveren Zahlenstrahl für Grundschüler vor. Dieser Beitrag fand so einen großen Anklang, dass wir uns schnellstens daran machten, so einen Zahlenstrahl für viele Klassenräume und Kinderzimmer zu entwerfen. Der ist natürlich nun noch schöner und praktikabler als meiner und geht nächste Woche in die Produktion. Auslieferung ist vielleicht schon in 2 Wochen möglich.
Das zum Positiven.

Die zweite Sicht macht mir Sorge

Oft haben ja Dinge auch zwei Seiten. Wir verzeichneten viel zu wenig Teilnehmer.  Was uns in diesem Jahr nicht gelungen ist, noch mehr Menschen in diesen Kongress zu bekommen. Das ist jetzt beschönigt. Fakt ist, dass unser Ziel war, beim 4. Learn2learn-Kongress die doppelte Anzahl an Teilnehmern zu gewinnen, gebucht hat nur ein Drittel. Unsere Botschafter verzweifelten regelrecht. Immer und immer wieder informierten sie ihre Verwandten und Bekannten, Kollegen und Freunde. Erfolglos. Dabei hatten wir trotz der galoppierenden Inflation den Preis vom vergangenen Jahr beibehalten. Wir haben nicht verteuert, obwohl auch unsere Kosten gigantisch gestiegen sind.
Trotzdem hielten sich zu viele Familien, Pädagogen und Coaches, Lerntrainer und Therapeuten sehr mit den Buchungen zurück. Das macht uns Veranstalter traurig. Wer, wenn nicht wir wissen, wieviel unglaubliche Potential in diesem Kongress mit seinem geballten Expertenwissen gesteckt hat. Aber wenn man nur ein Drittel von den Begeisterten des Vorjahres erreichen kann, gibt das Anlass zum Nachdenken.

Was uns auch betrübt macht, ist der Grund für die zu wenigen Buchungen:

  1. Überforderung, Stress, keine Zeit für Weiterbildung
    Nun, dieses Nichtkaufmotiv hatten wir auch schon in den vergangenen Jahren. Hier gehe ich weiter unten auf den Fachkräftemangel ein.
  2. Familien und Pädagogen haben aufgegeben, sie sind müde geworden, sich gegen die Missstände im Bildungssystem aufzulehnen
  3. Angst

Angst? Ja, die pure Angst, die Gaspreise bald nicht mehr bezahlen zu können, Angst vor drohender Insolvenz von Therapiepraxen, Angst vor der Inflation, die scheinbar alles in rasender Geschwindigkeit verteuert, was man lebenswichtig braucht, Angst vor der politischen Unsicherheit, Angst, nicht mehr medizinisch ausreichend versorgt zu werden, Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren. Angst, dass man selbst die Kontrolle verliert. Da muss erst einmal alles andere zurückstehen. Da reagiert man nur noch, statt sein Schicksal in die eigene Hand zu nehmen.

Aber “Angst essen Seele” auf. Angst als allgemeine Stimmung in einer Gesellschaft ist fatal und nebenbei auch höchst brisant. Corona selbst hat schon empfindliche seelische Narben hinterlassen. Vielleicht ist es auch eine verklärte Wahrnehmung von mir, aber mir macht diese Situation wirklich Sorge. Im Moment scheint mir, dass die heutige Situation dazu führt, dass sich bei vielen Menschen unseres Landes notgedrungen die Konzentration nur noch auf die untersten Ebenen der Bedürfnispyramide des Herrn Maslow richtet:

die Sorge um eine warme Wohnung, die Sorge, beim Supermarkt die lebensnotwendigen Dinge auch bezahlen zu können, die Sorge, auch diesmal wieder gesund durch den Winter zu kommen, die Sorge, sein Einkommen zu behalten, die Sorge, dauerhaft Strom zu haben, die Sorge, den Sprit an der Tanke bezahlen zu können oder ihn zu bekommen. All das sind defizitäre Grundbedürfnisse.

Und wenn es um Bildung, um Qualifikation, um Verbesserung der eigenen Kompetenzen oder die der Kinder geht? Da wird gerade flächendeckend zurückgesteckt. Dabei ist gerade in diesen Jahren nach und immer noch mit Corona diese Entwicklung wichtiger denn je. Dafür gibt es jetzt sogar wieder ein großaufgelegtes Finanzpaket für Schulen: “Aufholen nach Corona”. 1/3 der Gelder wurden aber nur abgerufen. Kinder der Klasse 3 können nicht lesen. Können nicht rechnen. Die Kinder, die in letzter Zeit zu uns in die Akademie gebracht werden sind von der Schulsituation traumatisiert. Ja, wir können helfen, aber das sind Einzelfälle. Was machen wir mit all den anderen? Die Idee war ein Kongress für alle Bedürftigen.

Ergebnis einer verfehlten Bildungspolitik: Fachkräftemangel

Welcher Begriff wabert neben all den angstmachenden Thesen im Moment am meisten in den Medien? Ich verrate es euch: Fachkräftemangel. Es gibt kaum eine Branche, die nicht klagt.

Irrsinnigerweise entstand der seit Jahren aufgebaute Fachkräftemangel nicht dadurch, dass wir plötzlich zu wenig Menschen in Deutschland hätten. Aber durch ein marodes, veraltetes Ausbildungssystem bedingt, gibt es heute viel zu wenig fähige, kompetenten, ausbildungswillige und motivierte Schulabsolventen, die in wichtigen Berufen die altersbedingten Lücken füllen. Hinzu kommt eine politisch fehlerhafte Personalplanung im öffentlichen Raum. 30 Jahre lang haben Brandenburger Schulämter keine einzigen Lehrkraft eingestellt, um dann erschreckt zu bemerken, dass irgendwann Lehrer in den Ruhestand gehen. Damit war nicht zu rechnen.

Die Unternehmen suchen händeringend Jugendliche, die sie gerne fachintern ausbilden möchten, müssen aber feststellen, dass diese nur sehr schlecht lesen können, Kopfrechnen ein Fremdwort scheint, sie oft nicht einmal die Frage verstehen, kurz: Unsere Absolventen haben im großen Stil nicht gelernt, wie man lernt.
Die Folge: Was eigentlich die Aufgabe der Schule sein müsste: Die Unternehmen müssen notgedrungen zuerst einmal die Basics lehren, die Kompetenzen entwickeln. Das Lernen lernen. Durch diesen Mangel an Lernkompetenzen gibt es auch kaum Erfolgserlebnisse der Jugendlichen und die Erfahrung, dass Lernen sogar Spaß machen kann, im besten Fall Erfüllung.
Und motivierte und leistungsfähige Fachkräfte hervorbringt.

Auch in diesem Jahr war es im 4.Learn2learn-Kongress unser Ansatz, all dem entgegen zu wirken mit dem geballten Wissen der Lernexperten. Ursachen für Lernschwächen aufzudecken, Lösungen, auch ungewöhnliche anzubieten. Ich berichte z.B. von einem Verfahren, mit dem sich ein Schüler buchstäblich seinen kompletten Lernstoff von Klasse 5- Klasse 12 merken kann.

Aber leider ist uns dies in diesem Jahr nicht gelungen, Massen für den Kongress zu erreichen, um etwas zu verändern. Und das macht mich traurig. Zu wissen, dass es da gravierende Lösungen für ein gehirn-gerechtes Lernen gibt, dass Kinder mit Freude in die Schule gehen, dass Studenten schier jedes Studienfach mit System lernen können, ohne irgendwann doch abzubrechen, dass Lernhandicaps überwunden werden können und viel zu wenige sich diese Lösungen anhören.

Stellt dir vor, auf einem Ärztekongress wird von einem Verfahren berichtet, das endgültig und für alle Zeit den Krebst besiegt und kein Arzt geht hin.

4. Learn2learn-Kongress geht in die Verlängerung

Und wenn du dir nun sagst, “Upps, diese Info zum Kongress ist an mir total vorbei gegangen”, dann  sei dir gesagt: Es gibt Hoffnung (auch für uns):

Wir haben den Kongress aufgezeichnet und stellen ihn ab heute mit einem neuen Ticket ins Netz mit einem dauerhaften Zugang.
Wenn du ganz schnell bist, bekommst du heute noch den Sonderpreis. Ab morgen gilt dann der Normalpreis.
Alle Beiträge können dann bis zum nächsten Kongress 2023 (noch geben wir nicht auf) angesehen werden. Du darfst das auch gerne weitersagen. Vielleicht entscheiden sich ja doch noch Menschen, in sich selbst zu investieren.

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Dein nachdenklicher Jens Voigt, Lehrer im (Un)Ruhestand

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