Das Experiment mit der ABC- Lernmethode mit verblüffendem Ergebnis

Getestet wurde die ABC- Lernmethode nach Vera F. Birkenbihl

Verlauf
Ich testete in meinem 11er Kurs die ABC- Technik, die wir so oft beim Birkenbihl – Pilot eingesetzt haben. Im Einstieg in eine neue Unterrichtssequenz ließ ich die Schüler Standortfaktoren für die Ansiedlung von Unternehmen (Rohstoffnähe, Infrastruktur…) aufschreiben, ohne diese zuvor durchgesprochen zu haben. Sie hatten dazu 3 Minuten Zeit. Ich teilte zuvor den Kurs in zwei Hälften- während 50% der Schüler ihre Ideen untereinander auf einen Zettel schreiben sollten, hatte die andere Hälfte für ihre Aufgabe eine ABC- Liste für diese Lernaufgabe zur Verfügung.
Zur Erklärung: Diese Technik hatte Vera F. Birkenbihl entdeckt und viele Varianten davon entwickelt. Dabei wird das Alphabet an die linke Seite des Blattes untereinander geschrieben und Begriffe den Buchstaben entsprechend zugeordnet. (Rohstoffnähe z.B. bei R)
Anschließend bat ich die Schüler, ihre Einfälle zu zählen.
Danach wurde kontrolliert.

Das verblüffende Ergebnis

Die Schüler ohne Alphabetvorgabe hatten insgesamt 68 Begriffe gefunden, dh. jeder der 14 Schüler hatte durchschnittlich 4,86 Begriffe gefunden.
Die 14 Schüler der Testgruppe mit der ABC- Lernmethode kamen auf insgesamt 168 Begriffe. Sagenhaft. Das bedeutete, jedem Schüler waren durchschnittlich 12 Standortfaktoren eingefallen. Für das Zusammentragen der Begriffe konnten sie demzufolge deutlich mehr beitragen.
Ich wusste, dass diese Lernmethode unglaublich mächtig ist, hätte aber solch dramatische Unterschiede nicht erwartet.

Erklärung

Unser Gehirn mag Abrufreize. Die Anfangsbuchstaben reizen zum Suchen.
Dabei geht man auch nicht alphabetisch vor, dh. man beginnt nicht mit dem A, sondern mit dem Buchstaben, bei dem einem als erstes ein Wort einfällt. Gewissermaßen geht im Gehirn eine metaphorische Taschenlampe an und diese sucht dann gezielt nach Wörtern und Begriffen aus einer bestimmten Kategorie.
Bei den Standortfaktoren hatten wir ua. folgende Begriffe:

• Standortfaktoren mit F- Finanzen, Flächenangebote, Forschungseinrichtungen, Freizeitmöglichkeiten,
• Standortfaktoren mit A- Ausbildungschancen, Arbeitskräftequalifikation, Absatzmärkte, Anbindung an Verkehrswege, am Weltmeer gelegen.
• Standortfaktoren mit M- Marktnähe, Marketingmöglichkeiten, Mentalität der Bevölkerung usw. .

Offenbar fällt dies dem Gehirn deutlich leichter.

Schlussfolgerung
Der Einsatz der ABC- Lernmethode vor Behandlung des eigentlichen Unterrichtsstoffes wirkt wie eine Inventur des Vorhandenen. Das passive Wissen wird aktiviert. Da dies mit einem Alphabet leichter fällt, sollte dieses dafür auch eingesetzt werden.

Anwendung
Ich wende diese Lernmethode  regelmäßig im Unterricht an

• als Einstieg in ein Thema
• als Zwischenbilanz
• als Abschlusssequenz
• in Memoflips auf der letzten Seite

Spielerische Umsetzung dieser Lernmethode
Absolut beliebt bei allen Altersklassen ist unser ALMUT- Spiel. Hier kann man variieren- ich kombiniere häufig Oberbegriffe aus dem Spiel – „alles was blau ist“, „Dinge, die spitz sind“, “Ostern”  mit Fachbegriffen aus dem Unterricht (Hauptstädte, Länder, Gebirge, Persönlichkeiten, Thema Natur, Wasserkreislauf, die Stadt). Unsere Englischlehrer spielen das Spiel in  der englischen Variante mit ihren Schülern. Mit diesem Spiel wird sowohl das assoziative Denken geschult, aber auch der Sprachwortschatz erheblich gesteigert.

Ich setzte diese ABC- Lernmethode auch besonders gerne als Brainstorming ein, so gehen mir keine Ideen verloren.

Risiken und Nebenwirkungen
Es ist nicht auszuschließen, dass man, hat man einmal Feuer gefangen, ständig solche ABC- Listen machen möchte. Manchmal zu einem Thema mehrfach.
Das mag wahrscheinlich daran liegen, dass es einfach Spaß macht. Und mit dem Almut-Spiel kommt auch noch der spielerische Aspekt und der Wettbewerbsgedanke noch hinzu.

Euer Jens