Selina kann nicht lesen- eine Story zum Lesen lernen

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Lernen funktioniert am schnellsten mit Begeisterung

So lernte ich Selina kennen: Letzten Montag stand sie schüchtern, an Oma und Opa geschmiegt und so ganz und gar nicht freiwillig hier in der Akademie für Lernmethoden. Ein kleines Häuflein Unglück, das seine Herbstferien nun auch noch dem verhassten Lesen verbringen solle. Die Großeltern hatten in der Nähe Urlaub gebucht und sie zum Lesen lernen in der Akademie anmeldet. Das Mädchen kann nämlich kaum lesen, wenigstens nur sehr schlecht. Obwohl sie schon in die 5. Klasse geht.

Immer öfter kommen Eltern in unsere Akademie für Lernmethoden, deren Kinder sehr ungern, sehr langsam oder gar nicht lesen können. Gespickt mit einer Vielzahl von Misserfolgen macht ihnen das Lesen keinen Spaß. Sie wissen nur: Lesen ist anstrengend und eine Kompetenz, die ihnen nicht liegt. Vor allem aber keinen Spaß macht.

Keinen Spaß? Nicht lange und Oma und Opa hören Selina aus dem Coaching-Zimmer laut lachen. Sie hatte gerade etwas von einem sehr hässlichen Fisch erfahren, der Geschichten erzählen soll und gerade riesige Glubschaugen macht. Die erste Scheu für ein gemeinsames Training ist genommen, indem ich vorlese. “Ach so?”, denkt sich Selina, “ich muss hier gar nicht selbst lesen wie in der Schule?” Aber wie geht es denn nun weiter mit den Abenteuern um den kleinen Wassertropfen Tommy Tropf?
Nein, zu Anfang wird bei uns nicht mit dem Lesen begonnen, sondern mit dem Vorlesen durch den Trainer.

Beim Lesen lernen steht am Anfang immer das Vorlesen

Der Grund ist einleuchtend: Erst wenn es gelingt, dass der junge Zuhörer in die Geschichte eingetaucht ist, dass er den Wert von Geschichten gespürt hat, geht es an die Lerntechniken. Wie sagte einst Antoine de Saint-Exupéry im übertragenen Sinn?

“Willst du, dass Menschen ein Schiff bauen, dann lehre sie nicht den Umgang mit Hobel und Säge, sondern wecke in ihnen die Sehnsucht nach dem Meer.”

Wundersame Welten stehen zur Auswahl

Bevor das Kind beschult werden soll, muss es spüren, welch wunderbare, ja magische Fähigkeit das Lesen von schönen Geschichten ist. In andere Welten abtauchen, Abenteuer erleben, ohne das Haus zu verlassen, in eine Zeit-Maschine steigen, zaubern können. Seltsamen Wesen begegnen. All das steht künftig zur Auswahl. Gelingt dies, starten wir mit Überschallgeschwindigkeit mit den ersten Schritten. Erst jetzt kommen Lesetechniken zum Einsatz. Eine davon ist das Tandemlesen. Tag für Tag. Ich lese, dann der begeisterte Leselehrling. Langsam, holprig, aber immer besser. Zu Hause darf dann die Geschichte weitergelesen werden, aber bitte nur wenige Zeilen. Einen Tag später wird schon gefragt, ob zu Hause das Kapitel zu Ende gelesen werden darf. “Aber nur heimlich, am besten unter der Bettdecke”, ist dann mein augenzwinkernde Antwort. Am Ende der Trainingswoche liest das Mädchen zu Hause drei weitere Kapitel: “Ich wollte einfach wissen, wie es weitergeht…”

So wieder mal geschehen,  als sich Selina, ein glückliches 11jähriges Mädchen, eine Gerneleserin von mir verabschiedete. Viel Freude, liebe Selina bei all deinen künftigen Abenteuern.

Dein Jens

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