Das Autogramm

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Diese Geschichte erzählte mir meine Frau, auch Lehrerin, nach einem gelungenen Wandertag ihrer Klasse.

So spielt uns unser Gehirn einen Streich

Es war ein sonniger Tag, alle Schüler waren bester Laune, auch ich hatte das Gefühl, dieser Berlinausflug meiner Klasse könnte ein Höhepunkt des Schuljahres werden. Tatsächlich wurde das auch so, doch nicht der in meinen Augen interessante Museumsbesuch blieb in den Köpfen meiner Kids hängen, sondern das Auftauchen der Jungs von Tokiohotel am Hauptbahnhof. Damals waren die Magdeburger Jungs noch nicht einmal so populär wie heute, doch ihr Bekanntheitsgrad reichte schon damals, um bei meinen Mädchen eine regelrechte Hysterie auszulösen. Wie verwandelt stürzten sie auf die vier zu, rissen sich im Rennen schon ihr Notizheft oder ähnliches aus der Tasche. Und sie mussten sich beeilen, denn von allen Seiten stürmten die Groupies herbei.

Doch meine Mädels hatten bei mir Sport und waren durchtrainiert, so brachte ihnen der kurze Sprint einige Vorteile, möglichst dich an ihre Idole zu kommen. Kreischend und nicht mehr ganz Herr ihrer Sinne ergatterten die meisten von ihnen das heiß begehrte Autogramm von Bill Kaulitz. Noch im Zug konnten sie sich über ihre Trophäe nicht genug freuen. Euphorisiert zeigte mir eine meiner Schützlinge ihr Tagebuch mit der Bemerkung:

Bill hat mich sogar nach meinem Namen gefragt und so hat er geschrieben:

Für Jennifer von Bill

Ich werd’ verrückt!

Ich war wohl die einzige, die etwas klarer denken konnte. Denn als ich bemerkte, dass sie nicht Jennifer sondern Franziska heiße, stutzte sie und schaute mich mit großen Augen an und begann dann lauthals zu lachen, dass sich die Leute im Abteil nach uns umschauten.

Ich hab Bill tatsächlich den Namen meiner Mutter gesagt. Bin ich bescheuert!

Das sprach sich natürlich in der Klasse wie ein Lauffeuer herum und bis kurz vor Fürstenwalde war es wohl die lustigste Passagiergruppe, den die Bahn transportiert hatte.

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