Keine Zeit? Oder nur kein Zeitmanagement?
Zeit scheint ja etwas sehr Relatives. Charly Chaplin war es, der einmal gesagt hat, dass man am besten die Relativität und das unterschiedliche Zeitempfinden zweier an Durchfall erkrankter Menschen daran erkennen kann, auf welcher Seite der Toilettentür sie sich befinden.
Im Business greift die Krankheit des Gehetztseins. Scheinbar müsste bei den „Fleißigen“ der Tag immer mehr als 24 Stunden haben und trotzdem erreichen viele nicht ihr gestecktes Ziel. Die Folge ist Unzufriedenheit, vielleicht sogar irgendwann Burnout.
Über die uns zur Verfügung stehenden Zeit habe ich wieder etwas intensiver nachgedacht, als der Onlinekurs für Unternehmer entstand.
„Jens, schreibe bitte einen Gedächtniskurs für Unternehmer, denn den braucht jeder Selbständige, aber denk dran, dass Unternehmer kaum Zeit finden werden, einen zeitaufwändigen Gedächtniskurs umzusetzen. Sie brauchen sofortige Ergebnisse“.
Mit diesen Worten von Dieter Baunach im Hinterkopf entstanden die wöchentlich erscheinenden 15- Minuten-Aufgaben für Unternehmer und Selbständige.
Obwohl diese nun auf den allerneuesten Erkenntnissen basieren und dem Nutzer wirklich sehr viel Nutzen bringen würden, wurde der Kurs bisher erst erstaunlich wenig gebucht.
„Am Preis liegt‘s wirklich nicht, zumal man ja auch in Raten bezahlen könnte, ich finde dafür nur keine Zeit.“, habe ich bereits mehrfach gehört. Keine 15 Minuten/ Woche für die eigene Fortbildung, für das eigene Gehirntraining? Ich finde das wirklich traurig.
Warum haben scheinbar immer weniger Menschen Zeit?
Warum finden sie keine oder nur wenig Zeit, um sich weiter zu entwickeln, an ihrem eigenen Potential arbeiten?
Wir leben mittlerweile im Wissenszeitalter.
Noch nie war es so leicht, an Wissen zu gelangen.
In einem Vortrag am vergangenen Wochenende vom Schweizer Stefan Häseli erfuhren wir Zuhörer, dass sich seit 1500, also etwa seit der Landung von Kolumbus in Amerika das Wissen der Menschheit etwa um das 1000fache erhöht hat. Heutzutage hingegen verdoppelt sich das Wissen alle 2,47 Jahre. Wahnsinn!
Andererseits gibt es auch genug Menschen, die sich davon nicht anstecken lassen und doch ans Ziel kommen.
Welche Tricks wenden diese Zeitakrobaten an?
Bin ich ein Zeitakrobat? Vielleicht wurde ich bereits einer. Auf jeden Fall weiß ich, wovon ich rede: Noch vor ein paar Jahren hetzte ich ebenso von einem Termin zum nächsten und schlief am Ende des Tages unzufrieden ein. Dabei hatte ich doch eine Menge geschafft.
Seit einigen Jahren fällt mir allerdings häufiger auf, dass immer mehr Menschen meinen, ich sei „kaum aus der Ruhe zu bringen“ und schaffe doch alles, was ich mir vorgenommen habe.
Was hat sich geändert?
Eigentlich sind es nur wenige Spielregeln, die ich im Umgang mit der Zeit nun besser einhalte. Diese erfährt man aus Ratgeberbüchern wie „Mehr Zeit für das Wesentliche“ von Prof. Lothar Seiwert oder entnimmt sie dessen und anderen Seminaren.
Es brauchte allerdings auch diesen blöden Schlaganfall, der mich vor einigen Jahren zum kurzen Innehalten und Umdenken geführt hat. Der gab mir den Anstoß, dass etwas geändert werden muss.
Hier meine Kriterien, die mich ruhiger, aber viel effizienter werden ließen:
- Ich setze viel konsequenter meine Prioritäten.
Der beste Freund ist dabei der Papierkorb, in diesem landen nämlich viele „Aufgaben“, die ich als sinnlos ansehe und die mir nur viel Zeit stehlen würden.
Was andere besser können als ich oder Routineaufgaben werden delegiert.
A- Aufgaben bleiben Chefaufgaben, die sind tatsächlich meine. Hier unterscheide ich nur nach Dringlichkeit und nach Wichtigkeit.
- Ich mache mir konsequent Tages- und Wochenpläne.
Da ich dabei mit Mindmapping arbeite, geht das mittlerweile sehr schnell, ich baue ich mir auch ganz bewusst Pufferzeiten ein und das, was im Tagesplan doch nicht umgesetzt werden konnte, landet auf dem des nächsten Tages.
Diese Technik lehre ich ja auch in meinen Seminaren.
- Ich arbeite mit einem neues Ordnungssystem.
Ich arbeite in einem aufgeräumten Büro. Dies allerdings ist absolut nicht mein Verdienst. Hier gibt zwei weibliche Engel um mich herum, die mich zur Ordnung zwingen: Meine Tochter Anne und meine Frau Daggi. Und dann gab es diese 10 Tage im vergangenen August, wo durch die Initiative der beiden unser großes Büro komplett umgeräumt und ein Lager für unsere Produkte geschaffen wurde. Nun gibt es 350kg Papier weniger in unserem Haus, wir arbeiten mit einem Ordnungssystem von Mappei, der Computer ist aufgeräumt, der Schreibtisch ist (fast) immer frei, wir haben ein griffbereites Lagersystem und ich habe meine Anne, die dafür akribisch dafür sorgt, dass auch alles so bleibt.
Ansonsten wäre ich der kreative Chaot mit einem ähnlichen Schreibtisch wie Vera F. Birkenbihl.
- Ich delegiere mehr
Ich bilde mir nicht mehr ein, alles selbst zu können. Es gibt Spezialisten, die lieben es, Steuererklärungen zu machen, welche, die besser telefonieren können und wiederum andere, die sich mit Software besser auskennen als ich.
Routinearbeiten sollten auch nicht Chefsache sein. Der Chef hat am Unternehmen zu arbeiten, weniger im Unternehmen. Seitdem mich meine Anne unterstützt, gehen wir mit viel größeren Schritten voran. Ich brauche mich nicht mehr um das Equipment der Seminare kümmern und habe während eines Seminars Zeit, mit den Teilnehmern zu sprechen, statt zum Verkaufsstand zu flitzen, um dort unsere Produkte zu erklären. Da sind wir bereits ein richtig gutes Team geworden.
- Ich erledige zuerst die großen Steine
Bei meiner täglichen Arbeit werden vor allem zuerst die Aufgaben erfüllt, die zuvor als A- Aufgaben eingestuft wurden. Dabei sind wir bemüht, wichtigen Aufgaben, die nicht sofort erledigt werden müssen nicht zu dringenden Aufgaben werden zu lassen. Das klappt nicht immer, aber unser Bemühen ist offensichtlich.
- Ich wurde mir meiner Glaubenssätze die Zeit betreffend bewusst
und änderte diese:
Aus „schneller = besser“ wurde ein entschleunigteres Leben mit mehr Leistung.
Aus „Pausen sind Verschwendung“ wurde ein Powernapping am Nachmittag für 20 Minuten (Mittagsschlaf).
Aus „Ich kann auch viele Dinge gleichzeitig tun“ wurde das Konzentrieren auf einen Schritt, dann auf den nächsten und dann auf den nächsten. Ich setze mir kleinere Zwischenziele und lebe damit recht gut.
Am Ende bringe ich alles zu Ende und vergesse bzw. übersehe (fast) nichts mehr.
Ich wäre nicht Jens Voigt, hätte ich diese Erkenntnisse nicht auch als Ratgeber- Mindmap zusammengefasst. Dieses MM zum Thema Zeitmanagement findet Ihr hier.
Herzlichst
Euer Jens