Wie oft werde ich danach in meinen Seminaren gefragt.
Jeder 2. Teilnehmer meint gar, garantiert nicht zeichnen zu können. Warum also Bilder?
Drei Gründe, warum ich auf Zeichnungen bestehe
Ich bestehe bei meinen Schülern, Seminarteilnehmern, Studenten auf Zeichnungen (weniger aufgeklebte Bilder).
Und zwar aus drei Gründen:
1. Bilder prägen sich mit Abstand am besten ein- sie sollten bei einem Mindmap auch als erstes angesehen werden. Der Memory-Effekt ist einfach unschlagbar.
(Das geht auch mit aufgeklebten Bildern)
2. Bilder lockern Begriffe auf. Wenn man ein Mindmap als Bild begreift, sind Bilder zusätzliche Illustrationen. Außerdem erhöhen sie den Wiedererkennungswert.
(Das geht ebenfalls mit aufgeklebten Bildern)
3. Mit dem Zeichnen von Bildern, Skizzen, Symbolen be-denkt man das Thema auf eine neue Art und Weise.
(Das geht mit aufgeklebten Bildern nicht.)
Beim Zeichnen werden völlig andere Denkbahnen genutzt als beim Schreiben oder beim normalen Denken.
Diese anderen Neuronenstränge sollen nicht das „normale“ Denken ablösen, sondern ergänzen.
Man begibt sich in diesem Fall gewissermaßen auf die andere Seite des Gehirns (bei den Rechtshändern in der Regel ins rechte Hirn).
Denkt und arbeitet man mit beiden Gehirnhälften, geht man gehirn-gerecht vor. Das ist unser Ansatz und auch Anspruch.
Denkt man nämlich mit beiden Hemisphären, wird das Lernen leicht.
Außerdem gilt:
Hat man einen Vorgang oder einen Sachverhalt nicht hundertprozentig verstanden, ist man auch nicht in der Lage, ihn zeichnerisch darzustellen. Das Zeichnen zwingt den Aktiven also regelrecht zum Quer-denken.
Und zum Nach-denken. Beim Zeichnen hat man auch gleich eine Gratis- Kontrolle seines Verständnisgrades.
Haben “Unbegabte” eine Chance?
Was aber nun mit unseren zeichnerisch „Unbegabten“?
Nun, sie gibt es nicht. Es ist nur der Glaube an die eigene Unfähigkeit, der meist durch die frühere Erlebnisse hervorgerufen wurde (Lehrerurteile, Auslachen eines Kindes durch Erwachsene, durch Mitschüler,…).
Ich bin fest davon überzeugt, dass jeder zeichnen kann. Jeder auf seine Art.
Natürlich muss man nun nicht unbedingt ein zweiter Rembrandt werden – auch dieser nahm nicht einen Stift zur Hand und malte mal eben seine Nachtwache, als wäre es ein Foto. Auch bei ihm galt die 10 000 Stunden-Regel, die besagt, dass man bis zur Meisterschaft etwa 10 000 Stunden üben muss.
Ein Mindmapper muss kein Rembrandt sein
Aber darum geht es beim Mindmapping nicht. Solch ein zeitintensives Training wird kaum jemand auf sich nehmen.
Beim Mindmapping kann man sich vieler (vielleicht selbst ausgedachter) Symbole bedienen. Einige habe ich einmal in einem separaten Mindmap zusammengestellt.
Das ist auch in meinem Mindmap-Kurs-Hörbuch “Keep it simple mindmapping mit Jens Voigt” zu finden.
Eine andere total geniale Technik habe ich von Betty Edwards (Garantiert zeichnen lernen) übernommen- das Auf-dem-Kopf-Zeichnen. Ihre Theorie ist, dass wir alle durch unsere frühe Kindheit auch zeichnerisch geprägt sind. Einige erinnern sich- das war die Zeit, als wir noch gerne gemalt (auch ausgemalt) haben. In dieser Zeit hat unser Gehirn gelernt, Muster zu entwickeln:
Ein Haus hatte immer einen Zaun und ein Fenster, auf dem Dach gab es einen Schornstein, der anfangs noch schief, später (als wir „schon groß“ waren) senkrecht gezeichnet wurde.
Genauso übten wir das Muster eines Gesichts, eines Menschen, eines Hundes, eines Baumes.
Und dieses Muster blieb uns.
Genialer Trick, wie man den Mustern entkommt
Wer also jetzt im fortgeschrittenen Alter etwas zeichnet, ruft diese Muster ab.
Wie aber dem begegnen, wirst du dich fragen. Bin ich in meinen Mustern nicht gefangen?
Es gibt einen total genialen Trick dieser Frau Edwards: Sie dreht die Bilder, die sie abmalen möchte, einfach auf den Kopf. Nun hat das Gehirn kein Muster mehr zur Verfügung. Es bleibt ihm nichts weiter übrig, als Strich für Strich das Bild zu übernehmen.
Zuletzt wird dann umgedreht und siehe- man hat keinen Außerirdischen (so sah sie Vorlage für meine Seminarteilnehmer aus) sondern einen Elch-Kopf gezeichnet, der sogar perspektivisch aus dem Bild herauszuschauen schien. Jeder! Ohne diesen Trick hätten die Teilnehmer sicherlich das Muster eines Hirschs abgerufen, der nur entfernt mit dem Original Ähnlichkeit gehabt hätte.
So zeichnen übrigens auch meine Schüler, wenn sie ein Mindmap, ein KAWA oder an einem Memoflip arbeiten. Die Ergebnisse lassen sich sehen.
Kinderwitz:
Marie: „Mutti, stell dir vor, unser Lehrer weiß nicht, wie eine Kuh aussieht.“
Mutti: „Das ist ja unglaublich, wie kommst du denn darauf?“
Marie: „„Ich habe ein Bild mit einer Wiese gezeichnet, auf der eine Kuh Gras frisst und er wusste nicht, dass das eine Kuh ist.““
Euer Jens Voigt